BUNKER-TOUR AUF FANÖ - RELIKTE DES 2. WELTKRIEGS
Fanö ist mit seinen herrlichen Badestränden ein beliebtes Reiseziel. Viele Badegäste sehen hier zum ersten Mal Befestigungsanlagen des Atlantikwalls und sind gleichermaßen schockiert wie fasziniert von den historischen Relikten des Zweiten Weltkriegs.
Wir geben einen Überblick über die Bunker auf Fanö.
Auf dieser Seite sind alle Informationen zu den rund 170 Bunkern auf Fanö zusammengetragen. Die meisten sind aus Sicherheitsgründen verschlossen oder versandet, aber einige von ihnen können auch von innen begangen werden - Taschenlampe nicht vergessen! Auch im Zuge einer angebotenen und empfehlenswerten Bunkerwanderung mit Vermittlung von Hintergrundwissen können diverse verschlossene Bunker von innen besichtigt werden.
Dänemark wurde am 09. April 1940 von der Wehrmacht zur Sicherung der Nachschubwege nach Norwegen im Rahmen des Decknamens “Unternehmen Weserübung” besetzt. Dänemark wurde offiziell die territoriale Integrität und der bewaffnete “Schutz des Königtums Dänemark” garantiert.
1941 forderte Hitler einen “Gürtel von Bollwerken” an der 5000 km langen Atlantikküste zum Schutz vor einer alliierten Invasion. Nach einer missglückten Landung Kanadischer Truppen im August 1942 in Frankreich, begann man mit der Errichtung des Atlantikwalls.
Das Heer hielt eine alliierte Invasion im Großraum Esbjerg für wahrscheinlich, ebenfalls sollte der wichtige Nordsee-Hafen von Esbjerg geschützt werden und auch der Flug-Korridor über Esbjerg galt als wichtige Einflugschneise für alliierte Bomber, u.a. auf Hamburg. Daher kam der Flugabwehr eine besondere Bedeutung zu und so erklärt sich der massive Ausbau an Stellungen und Bunker auf Fanö.Ab Januar 1945 waren ca 2.000 Mann auf Fanö stationiert.
Wir haben die geografische Lage der Bunker aufgearbeitet und stellen die Karte für Fanö-Entdecker zur Verfügung:
SEHENSWERTE BUNKER: Eine Ballung gut erhaltener Bunker findet man im Norden von Fanö, dem Hafen von Esbjerg zugewandt und gen offene See. Wir empfehlen daher die Besichtigung folgender Stellungen:
Darüber hinaus gibt es weitere Stellungen in Paelebjerg, Mosdalsbjerg, Halen und Fanö Mitte (Meldbjerg und die Flakschule in Nordby), sowie den Infanteristützpunkt Rindby mit zahlreichen Bunkern, die sich aber nahezu alle auf Privatgelände befinden und aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Anwohner nicht aufgesucht werden sollten... den detaillierten Bunker-Karten Fanös sind alle Standorte zu entnehmen.
WISSENSWERT: Die Bunker auf Fanö wurden im sogenannten Regelbau-Systems errichtet. Zu jedem Bunkertyp gab es einen Bausatz mit Zeichnungen und Verschalungsbrettern, was die Massenproduktion mit einheitlichem Standard zuließ. Die Wände waren zwischen 2-3,5 m dick und bestanden aus bis zu 1.500 m³ Stahlbeton. Die Kosten für die Erstellung eines Bunkers würden in heutiger Zeit ca 500.000 € betragen. Obwohl Fanö aus Sand besteht, war dieser für den Bunkerbau untauglich, da der Sand von Fanö zu feinkörnig und rund ist, um ausreichend zu binden. Der Sand musste also vom Festland beschafft werden.
Auf Fanö wurden unter widrigsten Verhältnissen für die Bunker ca 75.000 m² Beton verbaut, was knapp 11.000 LKW-Ladungen oder der benötigten Betonmenge für eine zweispurigen Autobahn von 75 km Länge (Hamburg nach Lübeck) entspricht.
Die Stellung "Fanö Nord" war ausgestattet mit 4 x 10,5 cm Geschützsständen für mittlere Flak (Flugabwehrkanone) mit angebautem Mannschaftsunterstand Regelbautyp 243 (je 650 m³ Beton). Gefüttert wurden die Geschütze aus den 2 x Munitionsauffüllräumen Typ Fl 246 für je 1200 Granaten (1.500 m³ Beton).
Das Zentrum bildete der Flakleitstand R244 (1120 m³ Beton) mit einem Funkmessgerät „Würzburg Dora“ und einem 6 m Raumbild-Entfernungsmessgerät.
Als Unterkünfte gaben ein Doppelgruppenunterstand R622 für 20 Mann (585 m³ Beton) und ein Gruppenunterstand R621 für 10 Mann (485 m³ Beton) Schutz, darüber hinaus gab es Holzbaracken in Splitterschutzwällen.
Der "kleine" Sanitätsunterstand R638 wird heute als Museumsbunker für Führungen genutzt.
Im Nahkampf sollten im Ernstfall 3 x 8 cm und 360° drehbare Granatwerfer der Bauform 69 fungieren (38 m³ Beton) mit einem angebauten MG- und Beobachtungsstand.
Die Bilder zeigen den Leitstand / die Zentrale des Regelbautyps M 150, wo 1050 Kubikmeter Beton verbaut wurden, und die zwei Geschützbunker de Typs Regelbau M 184 für jene Zwillingstürme der Gneisenau/Scharnhorst. Hierfür wurden je 1705 m³ Beton verbaut.
Das Wärmepeilgerät "Donau" wurde in einem Suchscheinwerfer von 60 cm Durchmesser montiert und hatte eine Reichweite von 12 km gegen S-Boote, 16 km gegen U-Boote und 40 km gegen Schlachtschiffe, mit einer unter guten Bedingungen sehr guten Peilgenauigkeit von 1/16°. Diese Wärmepeilgeräte funktionierten gegenüber visuellen Beobachtungs-/Ortungsgeräten auch nachts.
Zwei Munitionsauffüllräume Regelbau M145 für je 1200 Granaten befinden sich am östlichen Ende der Batterie.
Neben Holzbaracken beherbergten sechs Mannschaftsunterstände vom Typ R656 für je 15 Mann und einer vom Typ 621 für 10 Mann die Soldaten der Stellung Graadyb auf Fanö.
In einem Lüftungsrohr des Munitionsauffüllraums hat sich jemand mit einem Spruch verewigt "Alles vergeht, alles verweht, also verzeih und sei frei". Unklar ist, was jene unbekannte Person dazu brachte, an dieser Stelle eine solche Gravur vorzunehmen. Auf jeden Fall regt es zur Reflektion an...
Der Name "Tobruk" geht auf die lybische Hafenstadt Tobruk zurück, die unter Rommel 41/42 belagert wurde, wo eben solche Kleinstbunker erfolgreich zum Einsatz kamen. Neben den schweren Geschützen hatte jede Befestigung zahlreiche kleinere Beobachtungsposten zur Verteidigung von größeren Kampfanlagen und um Lücken zwischen den Großkampfanlagen zu schließen. Diese Funktion übernahmen Beobachtungsposten/Bunker des Typs 58-c (Regelbau 201) mit leichten Variationen. Diese Ringstände besitzen einen nach oben geöffneten Kampfraum und sind nahezu ebenerdig in die Dünen gebaut. Der Zugang erfolgte durch einen Seiteneingang, welcher über eine Böschung/Laufgräben erschlossen war. Im unteren Raum wurde Munition gelagert, ebenfalls konnte sich hier die Besatzung aufhalten, da jene Ringstände keine Türen besaßen und nach oben offen waren, so daß die die Besatzung der Witterung ausgesetzt war. Üblicherweise waren jene auch "Tobruk" Ringstände mit MG34 oder MG42 ausgerüstet, konnten aber auch Granatwerfer und Panzertürme tragen.
Auf Fanö kamen auch dänische 2 cm FLAK-Geschütze des Typs "Madsen" zum Einsatz, welche von dänischen Kriegsschiffen entnommen wurden, welche die dänische Marine im Hafen von Kopenhagen während der Invasion der Deutschen unschädlich machte/versenkte, um sie nicht dem Feind zu überlassen.
Die Stellungen des Atlantikwalls auf Fanö sind gut erhalten und die Bunker vermitteln einen brachialen Eindruck. So etwas darf sich nicht wiederholen...