Die Kirchen von Dänemarks Nordsee-Inseln sind skandinavisch schlicht. Geschmückt mit Votivschiffen als Erinnerung an die auf See gebliebenen Seefahrer. Fanös Kirche in Nordby hat besondere Prachtexemplare!
Charakteristisch für die Kirche in Nordby ist das Fehlen eines Kirchturms.
Fanös Kirche in Nordby wurde 1786 als Nachfolger der baufälligen Kirche in Rindby vom Baumeister Peter Friisvad erschaffen und hieß schlicht "Fanø Kirke".
Der Altar und die Kanzel von 1620 stehen zentral an der Südwand. Der Taufbrunnen stammt aus dem 15. Jhd., die zwölfstimmige Orgel aus dem Hause Marcussen und Reiter wurde von Christian VIII in 1844 gestiftet.
Das Gebäude ist gefertigt aus Ziegelsteinen mit 23,5 x 11,5 x 5,5 cm und einer Wandstärke von 2 1/2 Steinen = 60 cm. Das Fundament ist schwarz abgesetzt und das Gesims endet in einem profilierten weißen Farbton. Das Dach ist mit blau-glasierten Ziegeln bedeckt, die 1862 "niederländische Dachziegel" genannt wurden. Für Lichteinlaß sorgen 18 Fenster, 6 an jeder Längsseite und je 3 an den Enden. An der Ostseite fiel 1906 ein Fenster einer Erweiterung zum Opfer. Der Zugang in die Kirche erfolgt durch 2 Bogentüren.
Das Gebäude ist innen wie außen symmetrisch um die Hauptachse der Kirche aufgebaut. Die Holzdecke in ca 5 m Höhe wird durch 21 Balken auf einem auf 6 Pfosten ruhenden, mächtigen Längsträger getragen.
Das Gebäude spiegelt den Übrgang vom Rokoko zum Klassizismus wider.
Angelehnt an die katholische Tradition der “Votivtafeln” als Bitt- und Dankgaben, wurden Schiffsmodelle als “Votivschiffe” von den Kapitänen, Seeleuten und Schiffseignern für die Heimatkirche auf Fanö gestiftet, um mit Gottes Segen zu segeln, wenn die Seeleute dank Gottes Hilfe aus Seenot überlebten oder als Andenken an die auf See gebliebenen. Die neun Votivschiffe von Nordby hängen von der hellen Holzdecke und erstrahlen im Licht mehrerer Kronleuchter.
Die bunte Kanzel sind von einem Maler Jörgen Hansen aus Esbjerg und zeigen die Jesu Geburt, Kreuzigung, die Auferstehung und den Himmel.
Beginnend mit der Treppe ist ein Bibelwort aus der Offenbarung des Johannes, Kapitel 2 graviert:
Esto fidelis / vsque ad / morten et / dabo tibi coronam vitæ
Übersetzt: "Sei getreu bis in den Tod und ich will dir die Krone des Lebens geben."
Auf dem Himmel steht:
Non vos estis / qui lo-qvimini / sed spiritus / patris vestri / Math. 10 Ao 1620
Übersetzt: "Denn nicht du sprichst, sondern der Geist des Vater spricht durch dich."
Die Kirche in Nordby fasst über 1.000 Sitzplätze. Der Grund ist in der Erschließung von Finanzen zu suchen: So wurden die festen Sitzplätze zum Verkauf angeboten und mussten vorgehalten werden, unabhängig davon, ob tatschlich jemals eine annähernd große Anzahl an Personen einem Gottesdienst beiwohnen würde...
Der Taufbrunnen entstand um 1450-1500 und stand zuvor in der alten Kirche in Rindby, davor in der alten Steinkirche von Albue.
Der Taufbrunnen hat einen Durchmesser von 61,5 cm und ist 34 cm hoch, in 3 horizontale Gurte unterteilt. Er enthält eine Inschrift "hoc est baptistu penitenc" ("dies ist die Umwandlung (Taufe)") Die Wörter sind durch vier gegossene Kruzifixe getrennt.
Das Taufbecken steht auf 4 Köpfen, Reste von ursprünglich ganzen Menschenfiguren.
In einer Schrift von 1759 wird erwähnt, dass eine englische Prinzessin den Taufbrunnen stiftete, als sie vor ihrer Hochzeit mit König Gorm in Mandö strandete.
Der Friedhof der Nordby Kirche wurde 1786 mit der Kirche eingeweiht und mehrfach erweitert. Der Friedhof bietet individuelle Begräbnisstätten. Wie traditionell üblich, sind nur die Hauptwege geschottert, ansonsten grasbewachsen.
Auf dem östlichen Teil des Friedhofs steht eine Stola als Gedenkstein an das von Fanö stammende und dort 1897 gestrandete Schiffswrack der Brigg "Claus", wobei alle 8 Seeleute ums Leben kamen. Diese Schiffbruch war besonders tragisch, da die Claus vor der Heimatinsel Schiffbruch erlitt und die toten Besatzungsmitglieder in Fanö Bad angespült wurden.
Besonders präsent ist das Grabmal des Kapitäns und Insel-Kommandanten Wilhelm Martin Winckler auf Fanö, welcher während des englischen Kriegs 1807-1814 von Kronprinz zur Verteidigung Fanös eingesetzt wurde. Winckler erbaute Verteidigungsbatterien in Gradyb und in Sönderho. Täglich ritt er mit dem einzigen Schimmel Fanös die Insel ab. 1816 wurde er als Feuerdirektor und 1822 zum Zollbeamten ernannt, bevor er 1833 auf Fanö verstarb. Winckler war ein außerordentlich erfolgreicher Lehrer für Navigation und soll damit nicht unwesentlich zum Erfolg der Schifffahrt von Fanö beigetragen haben.