Kirchen bilden seit jeher einen zentralen, markanten Punkt von Ortschaften. Die Seefahrer-Kirche von Sönderho auf Fanö ist unaufgeregt schlicht und warm.
Das erste Kirchgebäude in Sönderho entstand zwischen 1538 und 1545 als kleine Langkirche in Ost-West-Richtung im Zentrum des Dorfes. Heute liegt die Siedlung von Sönderho weiter östlich. Der älteste Teil der Kirche bestand aus 16 Probanden und war 18 m lang und ca 5,7 m breit. Es bestand aus Backstein und hatte eine flache Balkendecke. Die Kirche hatte keinen Turm, stattdessen hing eine Uhr an der Ostseite des Friedhofs.
1668 wuchs der Ort Sönderho so, dass die Kirche um eine "Kriste" an der Westseite der Nordwand erweitert wurde. Bei einer Inspektion 1689 befand man: Die Kirche war marode und sanierungsbedürftig. Etliche Male musste mit viel Eigenleistung der Gemeinde Ausbesserungen vorgenommen werden.
Erst um 1700 stand das Gebäude wie heute und fasste seinerzeit ca. 750 Personen.
Aufgrund des Hochwassers Ende des 18. Jhd. musste sie 1782 abgerissen und wurde am selben Platz im gleichen Stil wieder aufgebaut, allerdings von 4 Mauern umgeben, so dass die Kirche in Sönderho zu einer Saalkirche wurde. Die Innenmaße betrugen stolze 25 x 16 m mit 65 dicken Außenmauern. 1865 wurde die Dachkonstruktion erneuert, so dass am Ost-Giebel die Jahreszahlen 1782 und 1865 nebeneinander prangen.
Die Kirche erhielt damals noch keine Steuer in Form eines "Zehnten", sondern man zahlte ein Besuchsgeld für die Messe. Außerdem verpflegten die Gemeindemitglieder die Pastoren mit Fisch und Getreide und die Konfirmanden sollten mit Brot und Wein zahlen. Oft wurde der Unterhalt der Kirche vom König bezahlt und man konnte feste Sitzplätze erwerben.
Heute bietet die Kirche in Sönderho 425 Besuchern Platz, da zugunsten der Rettung von Grabsteinen aus Sandstein und der Orgel etliche Bänke zurückgebaut wurden. Die Gemeinde Sönderhof hat zwar nur ca 350 Mitglieder, zu Weihnachten, anderen Festgottesdiensten oder Konzerten ist die Kirche dennoch immer voll.
Auch der Glockenturm musste abgerissen werden, so dass die Glocke unter der Decke im Ostgiebel angebraucht wurde. Ein späterer Nachguss wurde dann in einem neuen Glockenstuhl wieder aufgehängt, gebaut aus dem alten Holz des früheren Glockenturms.
Der Altartisch zeigt einen gewaltigen Schoner, unter der Sonne und dem Namen Gottes. Der Altartisch datiert auf ca 1700 und trägt den Vers:
Ich segle sicher und gut durch die wogende Weltenrunde,
denn mein Gott folgt mit als Sonne und Schild zu jeder Stunde.
Meine Suchung ist Gottes Wort und seine Sakramente,
damit ein jeder, der sich sucht, Gottes Seligkeit erkannte.
Die barocke Altartafel ist einer Inschrift zufolge 1717 von der Gemeinde gespendet worden. Sie zeigt das letzte Abendmahl mit Jesus in der Mitte, von seinen 12 Jüngern umgeben. Das Altarbild ist umgeben von reich geschnitzten Flügeln mit Maria und Kind zur Linken und die Kreuzigung zur Rechten, sowie je einen vergoldeten Ochsen, Engel, Adler und Löwen, welche die 4 Evangelisten symbolisieren.
Auf dem Altartisch stehen 2 x 24,5 cm hohe Kerzenständer aus Messing aus 1700.
Angelehnt an die katholische Tradition der “Votivtafeln” als Bitt- und Dankgaben, wurden Schiffsmodelle als “Votivschiffe” i.d.R. von den Kapitänen und Schiffseignern für ihre Heimatkirchen gestiftet, um mit Gottes Segen zu segeln oder wenn die Seeleute dank Gottes Hilfe aus Seenot überlebten.
Fanö war ein bedeutender Standort für den Schiffbau und Seehandel und die See forderte ihren Tribut. Die 15 Votivschiffe der Kirche Sönderho sind dänemarkweit spitze, allerdings handelt es sich häufig gar nicht um echte Modelle echter Schiffe, sondern um Nachbauten aus dem Gedächtnis einiger Seeleute oder Modelle von Schiffen, die niemals als Original gebaut wurden. Das Schiff "Anne Kathrine" bspw. war ein Spielzeug aus dem Hafen von Sönderho... inwieweit dieser Transfer Spielzeug-zu-Votivschiff den ursprünglichen Gedanken trägt, sei dahingestellt. Dennoch: Die schmucken Schiffe zieren die Kirche und zeigen die enge Verbindung der Fanöer mit der Seefahrt genauso auf, wie sie die Kirche atmosphärisch "auflockern".
Die bunte Kanzel von Fanös Kirche in Sönderho aus ca. 1600 zeigt Reliefs vom gekreuzigten Jesus mit Symbolen der vier Evangelisten. Nach ständigen Erweiterungen der Kirche stand wohl auch die Kanzel an einem anderen Ort als heute. Es wird angenommen, dass sie früher auf der Stelle des Taufbeckens stand. Um den Aufgang für den Priester zu ermöglichen, wurden 2 Paneele entfernt Es fehlen die ersten 2 Silben von "suggestus extructus est".
Die Kirchenbänke wurden der Kirche in Sönderho im Zuge der Renovierung des Doms zu Ribe im Jahre 1903 vermacht. Sie wurden anschließend in den traditionellen Fanö-Farben angemalt. Da die Kirchgänger feste Plätze erwerben konnten, wurden 1700 an der Nordwand weitere Sitzplätze für Besucher gebaut.
Damals gingen die Männer der Kirchengemeinde auf Fanö zum Ausdruck ihres Wohlstands mit Hüten in die Kirche. Doch es mangelte an Platz in der Kirche, so dass man mit schmiedeeisernen Hut-Haken Raum für die hohen Hüte schuf.
Die Kirche in Sönderho hat fünf solche Huthaken aus den 17. und 18. Jhd.
Von der Kirchen-Decke hängen schmiedeeiserne Haken für die herrschaftlichen Hüte.
In der Kirche hängen an der Ostwand 3 rötliche Gemälde aus dem 18 Jhd. mit den Maßen 54x103 cm. Es gab noch ein viertes Bild, welches aber in einem derart schlechten Zustand war, dass es nicht wieder restauriert werden konnte.
Eines der Bilder zeigt das Gebet von Getsemane mit den 3 schlafenden Jüngern, Jesus und Judas und die römischen Soldaten im Hintergrund. Das zweite Bild zeigt die Kreuzigung und das dritte Bild die Auferstehung Jesus´ mit einem Engel im Felsengrab und verängstigte Soldaten.